Die Pfarre Weinhaus – führt sie keinen Heiligen im Namen? Doch, den hl. Josef.

Joseph hieß der Pfarrer, unter dem die Kirche erbaut wurde – vielleicht deshalb? Oder weil es früher ein Weinbaugebiet war, also mit wirtschaftlichen Fragen zusammenhing? Jedenfalls ist Weinhaus keinesfalls das größte der fünf Grätzel des 18. Wiener Gemeindebezirks Wien-Währing.

Auch wenn Weinhaus flächenmäßig nicht zu den größten Gemeinden gehört, ist ihre Struktur in soziologischer und architektonischer Hinsicht sehr differenziert – eine ständige Herausforderung. Sie ist ja als Gemeinde von Gläubigen als ein Ort der Sammlung gedacht – ein Ort, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft sich sonntags zur gemeinsamen Eucharistiefeier versammeln und sich, auch gemeinsam, im Alltag bewähren und so wenigstens ein kleines Zeichen setzen: Ein friedliches, globales Miteinander ist möglich, zumindest, was die Menschen aus über einem Dutzend Nationen und mindestens drei Kontinenten betrifft, aus denen die Gemeindemitglieder kommen.

Und in der Mitte also die Kirche St. Josef-Weinhaus, die etwa 125 Jahre alte Pfarrkirche (Baubeginn 1883, Kirchenweihe 1889) der etwa 3600 katholische Christinnen und Christen zählenden Gemeinde, flankiert von Pfarrhaus und Pfarrheim. Die Kirche ist ein neugotischer, in den Proportionen sehr schöner Ziegelbau, entworfen vom Architekten des Wiener Rathauses, Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt.

Zwei Gedenktafeln finden Sie außen an der Kirche: eine für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, die andere spricht von einer Wunde der Kirche: Der Kirchenerbauer Pfr. Joseph Deckert hetzte von hier aus, auch mit Verleumdungen, gegen die Juden, es war die Zeit von Bürgermeister Lueger – doch dies half der heutigen Pfarrgemeinde, die neue Rede des zweiten Vatikanischen Konzils für uns zu verstehen und zu übernehmen, dass wir Christen den Glauben unserer bleibenden Wurzel im Judentum verdanken.

Vielfältig sind die Einrichtungen, die sich im Pfarrgebiet den Bedürfnissen und Nöten bestimmter Bevölkerungsgruppen widmen: in katholischer Trägerschaft das St. Carolusheim (ein Altenheim, geführt von den Borromäerinnen), die Gruft II der Caritas in der Lacknergasse, Kindergarten, Grundschule und neue Mittelschule der Töchter der göttlichen Liebe (Herz-Mariä-Kloster), ebenfalls in der Lacknergasse, Kulturzentrum und Studentinnenheim, getragen vom Opus Dei, dazu verschiedene Schulen, so auch die Hans-Radl-Schule für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Währinger Straße; die jüngste Initiative: das Le+O-Projekt der Caritas, Lebensmittel und Orientierung/Sozial­beratung für Bedürftige des 17., 18. und 19. Bezirks, diese Aufgabe wird pfarrübergreifend bewältigt.

Immer mehr wuchs die Erfahrung heran, dass es wirklich der Gottesdienst ist, der die Gemeinde sammelt, belebt, erbaut. Die Feste mit ihrer jeweiligen Geschichte, ihre jeweilige Situation in der Gegenwart sind der Boden für das, was dann auch in der Pfarre an gemeinsamem Leben, an Hilfestellungen und an Begleitung der Sakramentenspendung geschieht. Wir sind dankbar für die breit gefächerte Mitarbeit von Lektoren, Kantoren und Organisten. Eng verbunden mit der Pfarre, gestaltet der ChorWeinhaus in größerer oder kleinerer Besetzung Gottesdienste mit, immer wieder finden sich auch Musiker, die zur Gestaltung der Messfeiern z. B. auch an den Abenden von Festen, beitragen. Es sind junge Erwachsene und Jugendliche selbst, die sich der nachfolgenden Generation annehmen, Kinderstunden, Ministranten, Gruppen des Jugendclubs, und immer wieder Helfer, die renovieren, reparieren und erneuern, und jeder trägt auch gerne finanziell zu all diesen Aufgaben bei, ja auch für Aufgaben über die Pfarre hinaus, Sternsinger, Katastrophenhilfe und Hilfe für Pfarren in ärmeren Ländern.

Wöchentlich bis monatlich treffen sich, wie anderswo auch, unterschiedliche Gruppen, die meisten von Ehrenamtlichen geleitet, für alle Altersgruppen, von den Kindergruppen bis zu der Kulturjause für die Senioren. Die Sakramentenkatechese (Taufvorbereitung, Brautgespräche) wird von den Priestern gegeben, die Erstkommunion- und Firmvorbereitung liegt in den Händen des Pastoralassistenten, gemeinsam mit zwei erfahrenen Mitarbeiterinnen. Ein Mesner und die bewährte Bürobesetzung (Teilzeit-Sekretärin, ehrenamtliche Helferinnen) tragen den Alltag mit, das Agapeteam richtet die Feste aus – jeder, der Freude daran findet, der seine Zeit, Kraft oder Phantasie in Dienst nehmen lassen möchte, wird den Ort finden, wo er einsteigen kann – und mitleben zu können ist dann meist der schönste Dank.

Immer bleibt die Frage: Wo können wir die größeren Anliegen der Kirche aufgreifen, wie kann unter uns "Jüngerschule" geschehen, wie sie der diözesane Prozess Apg 2.1 einmahnt, wo finden Fragende, vielleicht aus der Ferne Interessierte Raum und Antwort oder Dialogpartner, wie wird das Gemeinsame im Dekanatsleben, nicht aus Prinzip, sondern organisch, für den Glauben in unseren Pfarren fruchtbar?

Und es gibt noch Initiativen, die vielleicht weniger gesehen, aber tragend sind: das tägliche Rosenkranzgebet und die Werktagsmessen, zu denen jede und jeder eingeladen sind:

Sie drücken für uns alle aus, dass so vieles im Leben, auch im Leben der Pfarre und jedes Einzelnen, weder zu planen noch zu „machen“ ist, sondern nur empfangen und angenommen werden kann, wachsend aus Gnade. Ganz im Sinne des Psalmisten, der schon vor 2500 Jahren in Israel wusste: "Hätte der Herr nicht das Haus gebaut, so bauten umsonst die Erbauer, hätte der Herr nicht sie Stadt bewacht, so wachten umsonst ihre Wächter. Das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dies Wunder."

Für all das steht der Pfarrgemeinderat, noch Unerfülltes im Blick bewahrend, Bestehendes zusammenführend und mitverantwortend, selbst getragen von Gottesdiensten und Festen, um die Erhaltung der Bauten bemüht, Seelsorge ermöglichend, barmherzig untereinander, damit Miteinander möglich ist. Ihm vor allem sei abschließend gedankt.

(leicht aktualisierte) Gedanken unseres ehemaligen Pfarrers Peter Zitta