Diese Kirchenbeschreibung beruht auf dem 1985 veröffentlichten Kirchenführer, der in der Kirche aufliegt. Veränderungen seither wurden berücksichtigt, ein Abschnitt über die Krippe wurde hinzugefügt.
Für Informationen bezüglich der Kirchenchronik schrieb Birgit Snizek das Buch "Geschichte und Geschichten rund um die Pfarrkirche St. Josef-Weinhaus 1784-2014" (Der Verlag Dr. Snizek e.U., ISBN 978-3-9502916-3-6), welches Sie zum Preis von 29,90 € auch in der Pfarrkanzlei oder in der Sakristei erhalten können. Zudem gibt es auch Postkarten der Pfarre Weinhaus.
Die Pfarrkirche St. Josef in Weinhaus wurde unter Pfarrer Dr. Joseph Deckert (1843-1901, Pfarrer ab 1874) erbaut. Als Pfarrer Deckert die Pfarre Weinhaus übernahm, wurde die Kapelle des heute nicht mehr existenten Czartoryski-Schlössels in der Währinger Straße als Pfarrkirche genutzt. Im Jahr 1883 wurde mit dem Bau der Weinhauser Pfarrkirche begonnen, die an das 200-jährige Jubiläum der Befreiung Wiens von der (so genannten) Türkenbelagerung erinnern sollte. Die Kirche wurde bereits vor der Vollendung im Jahr 1889 geweiht. Im Vorraum der Kirche ist eine Widmungstafel angebracht, die über die Intention des Kirchenbaus, die Planung und Einweihung Aufschluss gibt.
Mehr zu Pfarrer Deckert und seiner Zeit lesen Sie hier.

Der Plan der neugotischen dreischiffigen Kirche stammt von Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt. Im Norden wird das Mittelschiff durch ein fünfeckiges Presbyterium abgeschlossen. Über dem Hauptportal im Süden erhebt sich der Turm von 65 Metern Höhe, der von zwei Treppentürmchen flankiert ist, welche die Verbindung zum Orgelchor und zum Läutboden bilden. Das Hauptportal selbst, dessen Tympanon in den Hohlkehlen mit Blätterschmuck geziert ist, wird von einem mächtigen, durch Krabben belegten Giebel gekrönt. Den Übergang von der Hauptfassade zu den Steinmauern bilden zweireihig ornamentierte Fialen. An das Presbyterium ist rechts die Werktagskapelle (früher Loreto- bzw. Tauf-Kapelle) angebaut, links die Sakristei. Baumeister war Johann Schmalzhofer. Die Steinmetzarbeiten wurden von der Firma Eduard Hauser ausgeführt.
Im Außenbereich der Kirche finden sich verschiedene Tafeln des Gedenkens: rechts vom Hauptportal das Gedenken an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges; links vom Hauptportal die Tafelkomposition zur Aufarbeitung der Geschichte um die antisemitischen Aktivitäten von Pfarrer Joseph Deckert und zum heutigen Blick der Kirche auf ihr Verhältnis zum Judentum.
Am Fuß des Kirchenbergls findet sich rechts die Bezirkstafel zum Bezirksteil Weinhaus mit einer Kurzbeschreibung der Kirche auf der Rückseite.
Die Kirchenschiffe sind durch Säulen voneinander getrennt. Von den Heiligenfiguren, die früher an diesen Säulen angebracht waren, gibt es noch vier: die Apostel Petrus und Paulus links und rechts oberhalb der ehemaligen Kommunionbank (Arbeiten des Südtiroler Holzschnitzers Stuflesser aus Gröden) sowie die Herz-Jesu-Statue und die Statue der Rosenkranzkönigin oberhalb der heutigen Kommunionstufe (Arbeiten des akad. Bildhauers Josef Weyrich aus Wien).

Unmittelbar neben dem Tabernakel, oberhalb der Leuchterbank, befinden sich zwei Halbrelieftafeln: links das Brandopfer Abels, rechts Abraham mit Isaak. Der reich geschnitzte neugotische Altaraufsatz besitzt neun Nischen. Über dem Tabernakel befindet sich die Expositionsnische, in der früher das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt wurde. Die meiste Zeit des Jahres steht in dieser Nische ein Kruzifix mit zwei Engeln. Während der Weihnachtszeit wird die Kreuzigungsgruppe gegen ein so genanntes „Prager Kindl“ ausgetauscht, in der Osterzeit bis Pfingsten durch eine Darstellung des Lammes auf dem Buch mit den Sieben Siegeln (nach der Geheimen Offenbarung des Johannes). Darüber steht die Statue des hl. Josef (akad. Bildhauer Josef Weyrich aus Wien). Der Altar selbst und die übrigen Figuren stammen vom österreichischen Bildhauer Josef Kepplinger.
Die Auswahl der Figuren ist kein Zufall – dahinter steht ein klares theologisches Konzept, über das Sie hier mehr erfahren.

Der Seitenaltar "Tod Josefs" ist ein geschnitzter neugotischer Flügelaltar im rechten Kirchenschiff. In der Predella (unterer Altaraufsatz) ist eine Halbrelieftafel eingelassen, die die Armen Seelen im Fegefeuer zeigt, mit Maria, die bei Christus für sie bittet – der Auferstandene ist oberhalb der Armen-Seelen-Gruppe dargestellt. Diese Tafel war durch zwei weitere Tafeln auswechselbar: Anbetung des göttlichen Kindes durch die Hirten und Huldigung durch die Weisen aus dem Morgenland. Diese beiden Tafeln sind jetzt im linken Seitenschiff an der Südwand angebracht. Das Mittelstück des Altares zeigt in geöffnetem Zustand das Sterben des hl. Josef, umgeben von Jesus, Maria und zwei Engeln. Die beiden Flügel stellen in vier Bildtafeln die Flucht nach Ägypten, den zwölfjährigen Jesus inmitten der Gesetzeslehrer im Tempel zu Jerusalem, die heilige Familie und die Auferstehung Christi dar. Die in der Fastenzeit geschlossenen Flügel zeigen die Fußwaschung, das letzte Abendmahl, das Leiden Christi am Ölberg und die Gefangennahme Jesu. In der reich verzierten Altarbekrönung befindet sich als Mittelfigur eine Statue des Erzengels Michael, links davon die des hl. Vinzenz von Paul, rechts jene das hl. Franz von Sales. Die Skulpturen des hl. Bernhard von Clairvaux und des hl. Bernhard in von Siena, die in halber Altarhöhe angebracht sind, sind nur bei geschlossenen Flügeln sichtbar.

Der Seitenaltar Vermählung Mariens befindet sich im linken Seitenschiff. Über dem Altartisch ist ein Tabernakel für die Karwochenliturgie, flankiert von zwei Engelsfiguren. Der Mittelteil des Altars stellt die Vermählung von Maria und Josef dar. Die Altarflügel zeigen in geöffnetem Zustand die Geburt Mariens, ihre Aufnahme in die Tempelschule („Mariä Opferung“ oder „Tempelgang Mariens“), die Verkündigungsszene und das Traumgesicht des hl. Josef (Aufforderung zur Flucht nach Ägypten). Bei geschlossenen Flügeln (Fastenzeit) sind vier Passionstafeln zu sehen, und zwar Jesus vor dem Hohen Rat, die Verleugnung Jesu durch den Apostel Petrus, die Geißelung und die Dornenkrönung. In der Mitte der Altarbekrönung befindet sich die Figur des Erzengels Gabriel, links davon die hl. Theresia von Lisieux, rechts die hl. Theresa von Avila. In halber Höhe des Altars sieht man bei geschlossenen Flügeln links einen hl. Abt oder Bischof, rechts die hl. Klara.

Der Altar der schmerzhaften Muttergottes wird wegen der zu Füßen der Pietà angebrachten Inschrift "Gedenket der Armen Seelen" auch Armenseelenaltar genannt. Über dem steinernen Altartisch erhebt sich ein reich gegliederter geschnitzter Altaraufsatz, der in seinem Mittelteil ein von zwei Säulen getragenes Kapellchen bildet. Im Hintergrund ist ein Ölgemälde, welches die drei leeren Kreuze auf dem Kalvarienfelsen darstellt, davor eine fast lebensgroße Pietà. Bei genauem Betrachten der Kleidung der Maria bemerkt man, dass sie goldene Schuhe trägt – ein Vorrecht, das in früheren Zeiten nur Kaiserinnen und Königinnen bei ganz besonders feierlichen Anlässen vorbehalten war. Es erinnert daran, dass Maria auch „Königin des Himmels“ bezeichnet wird.
Ein Besucher unserer Pfarrkirche hat seine Gedanken am Altar der schmerzhaften Muttergottes für uns aufgeschrieben.
Vom Antonius-Altar, der ähnlich wie der Altar der schmerzhaften Muttergottes einen reich geschnitzten Altaraufsatz besaß, ist nur mehr die Statue des hl. Antonius erhalten, die auf einem Podest rechts vom Altar steht. Der Altaraufsatz wurde im Jahre 1962 durch das bis dahin über dem Sakristeieingang angebrachte Kruzifix (des Pötzleinsdorfer Bildhauers Franz Barwig des Älteren, von dem auch die vier ersten Kreuzwegstationen stammen) ersetzt.
Seit 2013 wird hier beim Kreuzaltar in der Weihnachtszeit (von Weihnachten bis etwa Mariä Lichtmess) die Krippe aufgestellt.
Über dem steinernen Altartisch befand sich früher ein aus der alten Pfarrkirche stammendes Bild: Maria mit dem Jesuskind an der Mutterbrust. Dieses Bild wird Lucas Cranach zugeschrieben und befindet sich derzeit im Diözesanmuseum. In einer Nische an der rechten Kapellenwand wird heute im Winter die vom Südtiroler Holzschnitzer Stuflesser aus Gröden gefertigte Marienstatue aus der Mariengrotte des Rosenkranzwegs aufgestellt. Links, am Übergang zum Presbyterium, steht auf einem Podest an der Wand eine Figur des Auferstandenen, kein herausragendes Kunstwerk, aber doch ein schlichtes Zeugnis des Glaubens ihres (unbekannten) Schöpfers.

Der Altarraum besitzt fünf große gotische Spitzbogenfenster. Das Mittelfenster (durch den Hochaltar fast ganz verdeckt) zeigt die allerheiligste Dreifaltigkeit, darunter Engel, die dem hl. Josef in seiner Glorie Krone und Palmzweig reichen. Die beiden mittleren Fenster sind biblischen Szenen gewidmet: im linken Fenster Geburt und Beschneidung Jesu, im rechten Anbetung der Könige und Darstellung Jesu im Tempel. Die beiden Fenster links und rechts neben der ehemaligen Kommunionbank sind mit einem Blumenmuster auf zart gemasertem Untergrund verziert.

In der Werktagskapelle befindet sich ein hübsches dreiteiliges Buntglasfenster. Der Mittelteil zeigt die hl. Familie bei der Arbeit, die Seitenteile zeigen die Eltern Mariens, Joachim und Anna. Dieses Fenster ist übrigens das einzige Buntglasfenster, das bereits bei der Weihe der Kirche vorhanden war. Alle übrigen farbigen Glasfenster wurden nach und nach in den Jahren 1889 bis 1900 an die Stellen der mit farblosen Butzenscheiben verglasten Kirchenfenster eingesetzt. Die Kirchenfenster in den beiden Seitenschiffen geben anhand von Heiligendarstellungen einen kurzen Überblick über die biblische Geschichte bzw. Kirchengeschichte.

Der Entwurf der Kanzel stammt von Dombaumeister Friedrich v. Schmidt und wurde von J. Pittel, Tischler in Mariaschein, ausgeführt. Die Kanzel zeigt in vier Halbrelieftafeln auf Goldmosaikhintergrund die vier Evangelisten mit ihren Symbolen.
Bis in die 1960er Jahre war die Kanzel der Ort der Verkündigung des Evangeliums und der Predigt.
Die ersten vier Stationen sind eine Arbeit des Bildhauers Franz Barwig des Älteren. Nach dessen Tod im Jahre 1931 wurde Bildhauer Kastner mit der Fertigstellung des Kreuzweges beauftragt, nachdem er zunächst zwei Stationen probeweise angefertigt hatte, die keinen Stilbruch zeigten (er hatte bereits in den zwanziger Jahren die Figuren der Weinhauser Krippe angefertigt). Die Arbeit ging trotz des Krieges und die dadurch bedingte Materialknappheit gut voran, und bereits im Dezember 1942 konnte die letzte Kreuzwegstation vollendet werden. Die Weihe des Kreuzweges, dessen Kosten zum größten Teil von Bewohnerinnen und Bewohnern des Carolusheimes unter großen persönlichen Opfern aufgebracht worden waren, erfolgte am 12. März 1943.

Die Orgel stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Mauracher in St. Florian und war ein Ausstellungsobjekt der im Jahr 1882 in Wien veranstalteten Musik- und Theaterausstellung. Es ist deshalb gut möglich, dass auch Anton Bruckner auf dieser Orgel gespielt hat. Den Entwurf für das Orgelgehäuse lieferte Architekt Heinrich Hollitzky, ein Schüler des Dombaumeisters Friedrich Freiherr v. Schmidt. Die Orgel wurde am 15. November 1892 in der Kirche aufgestellt und geweiht und im Jahre 1899 durch die Statue der hl. Cäcilia mit zwei Engelsgestalten ausgeschmückt. Im Jahre 1998 wurde die Orgel generalsaniert.
In Kürze (2022) ist eine dringend notwendige Instandsetzung geplant. Dafür sind Spenden sehr willkommen!

Die „große Krippe“ wurde 1922 von Pfarrer Lojka beim Bildhauer Leopold Kastner, einem frommen Künstler aus Wien-Meidling, in Auftrag gegeben. Der erste Teil, wahrscheinlich Josef, Maria und das Jesuskind, wurden schon 1923 beim Armenseelenaltar aufgestellt; ein eigener Opferstock stand dabei und wurde auch fleißig benutzt. 1927 schließlich war mit den heiligen drei Königen das Werk vollendet. Die Krippe war zu diesem Zeitpunkt schon so groß, dass im Benefiziatenhaus ein Depot gemietet werden musste, schreibt Pfarrer Lojka 1927; er bekam es allerdings kostenfrei. 2012 wurden die Kirchenfiguren liebevoll restauriert; die Krippe wird seither rechts beim Kreuzaltar aufgestellt, sodass sie für die Besucherinnen und Besucher unserer Pfarrkirche untertags gut zu sehen ist (zwischen dem Hl. Abend und dem 2. Februar).

Das erste Weinhauser Geläute bestand aus sechs Glocken, die in der Glockengießerei Peter Hilzer in Wiener Neustadt gegossen worden waren. Im Laufe der beiden Weltkriege wurden fünf Glocken zur Herstellung von Kriegsmaterial requiriert. Im Jahre 1955 erhielt die Kirche das neue Geläute aus vier Glocken, die in St. Florian, OÖ, gegossen wurden. Die Weihe nahm Kardinal Innitzer vor.
- Die große Glocke ist dem hl. Josef geweiht (1369 kg, Ton es). Sie trägt die Inschrift: "Hl. Josef, erflehe den Gefallenen und Toten die ewige Herrlichkeit!"
- Marienglocke (714 kg, Ton g). Inschrift: "Maria, erhabene Schutzfrau Österreichs, erbitte uns den Frieden!"
- 3. Glocke (398 kg, Ton b). Inschrift: "Hl. Pius X., Weinhaus in Christus erneuern!"
- 4. Glocke (253 kg, Ton c). Inschrift: "Hl. Maria Goretti, schütze unsere Jugend!"
Auf jeder Glocke befindet sich das entsprechende Heiligenbild, das Firmenzeichen und der Vermerk "Pfarre Weinhaus".
Das Glockengeläute ist also auf die Melodie des "Salve Regina" (es – g – b – c) abgestimmt.