Theologie der Eucharistie

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Die Eucharistie

a.      Kontext

Gemeinschaftlich Mahl zu halten, dabei der Vergangenheit zu gedenken und hoffnungsvoll auf die Zukunft zu blicken, ist eines der Kernrituale vieler religiöser Traditionen. Das Paschamahl, das Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Tod gefeiert hat, hat seine Ursprünge in den alten Ritualen der Nomaden und Bauern des Orients. Als Übergangsritus kennzeichnete es zuerst einen Wechsel von einer Jahreszeit zur nächsten mit den damit verbundenen Gefahren für die Herden und die Felder. Die jüdische Tradition verband die Weisheit dieser beiden Lebensweisen mit der Erfahrung einer Flucht aus Ägypten, die wahrscheinlich einer Gruppe von Sklaven gelang. In der theologischen Reflexion wurde daraus die Feier des Exodus, die eine identitätsbildende Institution für das jüdische Volk wurde. Jesus übernahm diese Tradition, deutete aber die verwendeten Zeichen auf seine eigene Verkündigung und die Verheißung der Befreiung für alle Menschen um. Das gemeinschaftliche Mahl in der Erinnerung an das Christusereignis und in der Hoffnung auf das ewige Leben stellt diesen neuen Übergangsritus des Christentums dar: Wie in der Taufe der Übergang von einem alten, gottfernen Leben hin zu einem neuen, gotterfüllten Leben ausgedrückt werden soll, so wurde in der frühen Kirche der erste Tag der Woche von den Getauften dazu genutzt, gemeinsam die Erinnerung an die Zuwendung Gottes in Jesus wach zu halten, das Leben darauf auszurichten und in der erlebten Kraft des Hl. Geistes die Verkündigung trotz der Verfolgung weiter zu leben. Als die Verfolgung ein Ende fand und die Kirche begann, Teil des Staates zu werden, änderte sich auch die Form des Rituals, und aus einer ehemals freier gestalteten Feier eines kleinen Kreises von entschiedenen Gläubigen wurde eine priesterliche Zeremonie für das ganze Volk. Nach vielen Reformbemühungen öffnete das Zweite Vatikanum schließlich die Liturgie der Eucharistie wieder den kulturellen und letztlich den kontextuellen Bedürfnissen. Die Feier Jesu mit seinen Jüngern soll nun wieder in rituell-symbolischer Form die Erfahrung der Gegenwart Gottes ermöglichen.

b.      Ritual

Die Eucharistiefeier, d.h. übersetzt Dankesfeier, beginnt mit dem Symbol der Hoffnung, dem Zeichen des Kreuzes, und einer Begrüßung der Teilnehmer. Um dem Geist Jesu entsprechend feiern zu können und den Unterschied zwischen einer profanen und einer sakralen Handlung zu markieren, wird eine Vorbereitung an den Beginn gestellt, das Kyrie (= Herr). Dem folgt an Sonn- und Feiertagen das Gloria, der Lobpreis Gottes. Als so genannter Tisch des Wortes werden aus dem Alten und dem Neuen Testament ausgewählte Texte vorgetragen und danach vom Priester auf die heutige Situation hin ausgelegt. Die Gemeinde antwortet mit dem Glaubensbekenntnis und bringt ihre Bitten vor Gott. Nun folgt der Tisch des Brotes, die zentrale Erinnerung an Leiden, Tod und Auferstehung Christi. In Gebeten und Zeichenhandlungen wird an das Christusereignis erinnert und in seinem Namen der Hl. Geist herabgerufen. Er soll die Gaben der Menschen, symbolisch dargestellt in Brot und Wein, zur leiblich erfahrbaren Gegenwart Gottes verwandeln. Bevor die Gemeinde diese Zeichen der Hingabe Gottes – konkret an uns – aufnimmt, wird das Vater unser als zentrales christliches Gebet gebetet und der Friedengruß als Ausdruck der Versöhnung gegeben. Nach einer Zeit der inneren Einkehr spricht der Priester einen Segen als Kreuzzeichen über die Gemeinde und sendet sie somit aus, um in der Welt das eben Gelebte zu verkünden.

c.       Beziehungen

Die Heilige Messe ist vordergründig eine Feier der Gemeinschaft. In ihr bindet sich der Einzelne wiederholt an das Kollektiv, und das Kollektiv nimmt den Einzelnen unter der Maßgabe christlicher Liebe in sich auf. Darüber hinaus ist es freilich eine Konstitution einer Gemeinschaft vor Ort im Hl. Geist, das heißt, dass im Idealfall mehr entsteht als die Summe der Teile. Zur Gemeinschaft im Mahl sind im Prinzip nur die zugelassen, die auch getauft wurden und nicht in öffentlicher, absichtlicher Gottferne leben (d.h. an ihren moralischen Verfehlungen festhalten). Die Verkündigung durch das Ritual der Eucharistie sieht aber vor, dass niemandem die Kommunion verweigert werden darf, wenn er in der rechten Absicht danach verlangt. Das betrifft auch die Kinder, die im Regelfall aber erst nach einer Vorbereitung zur so genannten Erstkommunion zugelassen werden. Schließlich ermöglicht ein solches Ritual auch dem Einzelnen, in den verschiedenen Symbolhandlungen sein eigenes Leben vor Gott zu bringen und sich von ihm berühren zu lassen.