Theologie der Firmung

Die Firmung
a. Kontext
Firmung meint Stärkung. Stärkung für ein Leben unter dem Zuspruch und dem Anspruch der Liebe Gottes. Fast alle Ethnien kennen Formen der Initiation, die den Übergang ins verantwortliche Erwachsenenleben darstellen. Im Christentum ist die Beauftragung zum vollen Christsein, jedoch nicht mit schweren Prüfungen versehen, sondern mit einer Form der Vorbereitung, die dann in einem gemeinschaftlichen Ritual der Stärkung endet. Ursprünglich war die Firmung, ausgedrückt als Salbung mit dem Heiligen Geist, bereits in der Taufe beinhaltet. Die Taufe Jesu wird beschrieben als Herabkommen des Hl. Geistes, der Jesus bevollmächtigt und aussendet. Bei Erwachsenentaufen ist diese Verbindung immer noch der Fall. Bei einer Kindertaufe fehlt nun der Moment der bewussten Zustimmung zu der Gemeinschaftszugehörigkeit und Christusnachfolge. Für Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden ist es daher eine sinnvolle Gelegenheit, ihre christliche Prägung und ihre Beziehung zu Gott zu reflektieren und im Zeichen der Firmung einen eigenen Weg im Glauben zu beginnen. Die Jünger Jesu erlebten nach der Zeit mit Jesus diese Stärkung „vom Himmel her“ als Wirken des Hl. Geistes im Pfingstereignis. Dieses Erlebnis wurde als charismatische Bewusstseinsveränderungserfahrung die ersten Jahrhunderte in den christlichen Gemeinden weiter tradiert, verlor sich aber in der Staatskirche und wurde erst wieder zu Beginn des 20. Jhdt. entdeckt. Sie stellt heute eine Variante jener Erfahrungen da, die wir mit dem Wirken Gottes in Verbindung bringen und die ein reifer Christ für seine Glaubensstärkung nutzen kann, aber nicht muss.
b. Ritual
Die Firmung wird heute im Rahmen einer Hl. Messe gefeiert. Nach einer Tauferneuerung der Firmkandidaten, bei der sie ihre Taufkerzen anzünden und das Taufbekenntnis sprechen, treten sie einzeln an den Bischof oder seinen Beauftragten heran und nennen ihren Namen. Der Firmspender spricht nun dem Firmkandidaten im Namen des Dreifaltigen Gottes die Erfüllung mit dem Hl. Geist zu, legt ihm die Hände auf und macht ihm mit Chrisam-Öl ein Kreuz auf die Stirne. Danach folgen der Friedensgruß und eine persönliche Ermutigung fürs Leben. Abschließend werden die Neugefirmten vom Firmspender gesendet, um in Kirche und Welt Verantwortung zu übernehmen.
c. Beziehungen
Die Firmung markiert in der heutigen Form die Initiation in die Eigenverantwortlichkeit junger Christen. Die Gemeinde traut ihnen zu, dass sie das Gut des Glaubens nun selbst wertschätzen und weitertragen werden. Der Status wechselt also vom unreflektierten Kind hin zum entschiedenen, gottbewussten Erwachsenen –eine Rolle, die wohl erst mit der Zeit gelernt werden kann. Die Jugendlichen werden dabei von ausgesuchten Personen der Gemeinde begleitet, um eine optimale Vorbereitung auf ihre Sendung zu erhalten. Diese betrifft den Einzelnen wie die ganze Gemeinde: Als Kirche sollen sie die Stärkung in Christus aller Welt zugänglich machen. Der Einzelne ist somit berufen, ein Unikat in der Gemeinschaft der Gläubigen zu werden. Seine einzigartige Beziehung zu Gott im Hl. Geist soll von nun an Charisma = Geschenk für die anderen werden.