Theologie der Priesterweihe

www.pixabay.com

Die Priesterweihe

a.      Kontext

In vielen Kulturen gab es neben den Familien auch immer wieder jene Männer und Frauen, die keinen Partner für ihr Leben hatten. Diese Schamanen und Propheten hatten mehr oder weniger freiwillig einen besonderen Dienst an der Gemeinschaft inne, als jene, die in besonderer Weise mit dem Göttlichen verbunden waren. In der Reihe dieser Gesandten Gottes trat auch Jesus auf, allerdings mit dem Anspruch des Messias, d.h. als der von Gott endzeitlich Bevollmächtigte. Er sammelte wie die anderen Rabbiner jener Zeit AnhängerInnen um sich und bildete sie aus. Im Gegensatz zu den alten Traditionen galt deren Mission aber nicht nur dem eigenen Volk, sondern der ganzen Menschheit. Die so Beauftragten sollten nicht wie die Priester der alten Religionen ihre Opfer in Tempeln darbringen, sondern im Anschluss an die ursprüngliche Berufung einzelner im Kollektiv den anderen zu einer persönlichen Beziehung mit Gott verhelfen. In den Ritualen, die später Sakramente genannt wurden, hatten sie die leitende Rolle inne und bildeten mit anderen Aufgaben das besondere Priestertum, in Abgrenzung zum allgemeinen Priestertum aller Gläubigen. An oberster Stelle stand und steht der Bischof, in der katholischen Kirche der Bischof von Rom, der mit seinen Priestern und Diakonen nicht nur für die Erhaltung der Sakramente und damit der gesamten Kirche sorgt, sondern auch ihre Entfaltung in den jeweiligen raum-zeitlichen Kontexten ermöglicht.

b.      Ritual

Wie bei der Eheschließung braucht es vor der Priesterweihe eine Zeit der persönlichen und gemeinschaftlichen Vorbereitung und Bildung. In dieser Zeit soll die Bewusstheit heranreifen und geprüft werden, ob ein Leben nach den Voraussetzungen des priesterlichen Lebens gegeben ist. Das betrifft das vorbildliche christliche Leben, die intellektuellen Fähigkeiten, das geistliche Leben, die Einordnung in die kirchliche Hierarchie unter den Bischof und das ehelose Leben im Zölibat. Wird der Priesteramtskandidat von seinen Vorgesetzten als würdig empfunden, so wird dies zu Beginn des entscheidenden Teils der Weihe öffentlich kundgetan. Der Weiheakt findet immer in einer Eucharistiefeier mit dem weihespendenden Bischof und im Idealfall mit der Familie und betreffenden Gemeinde statt. Der Kandidat tritt an den Bischof heran, der nach seiner Bereitschaft zur radikalen Nachfolge Christi fragt. Danach legt er ihm die Hände auf, betet das Weihegebet und salbt ihn zum Priester. Dann empfängt der neugeweihte Priester die Insignien des Priesteramtes, d.h. die Stola und einen Kelch/eine Patene. Mit dem Segensgebet wird er schließlich in seinen Dienst gesendet und von der zukünftigen Gemeinde feierlich aufgenommen. Die Diakonenweihe davor und im besonderen Fall die Bischofsweihe danach finden ähnlich statt, allerdings unter anderen Zeichen.

c.       Beziehungen

Im Herz des Weihesakraments steht die Zuwendung Gottes zu einer Person, mit der er sich allen anderen zuwenden will. Das passiert zwar im Alltag in unterschiedlichster Form immer wieder, hat aber im Christentum eine besondere Form angenommen. Der Berufene, d.h. der, der dem Ruf Gottes zu einer besonderen Lebensweise und einem besonderen Auftrag folgen soll und will, lebt nicht nach den Logiken der ihn umgebenden Welt, sondern wird selbst zum Zeichen des Zuspruchs und Anspruchs Gottes. Er beruft sich dabei nicht selbst, sondern aus den tiefen spirituellen Erfahrungen seiner Gottesbeziehung tritt er in eine Tradition einer Gemeinschaft ein, die eine besondere Aufgabe für Menschen wie ihn entwickelt hat. Seine Entschiedenheit in der Liebe für Gott und die Welt soll nicht nur Vorbild sein, sondern auch den anderen einen Weg dorthin ermöglichen. Er übernimmt für eine konkrete Gemeinde (Ortskirche) Verantwortung und bildet mit seinem Bischof und seinen Kollegen die ganze Kirche in Tradition und Verheißung vor Ort ab.