Theologie der Taufe

www.pixabay.com

Die Taufe

a.      Kontext

Das Untertauchen in Wasser ist ein menschheitsgeschichtlich altes Symbol für die Reinigung von all dem, was innerhalb einer Religionsgemeinschaft als „unrein“ definiert wurde. Dabei gab es sowohl die Praxis einer regelmäßigen Reinigung als auch das Ritual einer einmaligen „Taufe“, die einen Neuanfang im Leben kennzeichnen sollte. Im Neuen Testament lesen wir von Johannes dem Täufer, der die Menschen in seiner Predigt zur Umkehr aufrief und die Zustimmung seiner Nachfolger mit einer Taufe besiegelte. Seine Verkündigung bezog sich auf den Messias, den er erwartete – Jesus, den Christus, wie es das Christentum glaubt. Auch Jesus ließ sich von Johannes taufen und zeigte somit seine Solidarität mit uns. Er gab seinen Nachfolgern schließlich den Auftrag, auch alle weiteren Jünger zu taufen und sie das zu lehren, was Jesus ihnen verkündet hatte. Damit wurde das Taufritual zu einem Symbol mit mehreren Bedeutungen: Es markierte den Neuanfang einer Person, die zum Christentum übertrat; ihre „Gottferne“ wurde im Wasser als Symbol der Hingabe Jesu weggewaschen; nach der Taufe wurde das neue Leben als Christ übernommen und die Person als volles Mitglied in der Gemeinschaft aufgenommen. Das Ritual wurde zuerst von den Hauptverantwortlichen, den frühkirchlichen Bischöfen, geleitet. Mit der Ausdifferenzierung der kirchlichen Organisation übernahmen dies dann auch die Priester und Diakone. Da mit der Zeit nicht mehr nur der Übertritt in die Gemeinschaft das zentrale Motiv war, sondern auch Kinder Teil der Gemeinschaft und der Verheißung ewigen Lebens werden sollten, verlagerte sich die Taufpraxis auf die Taufe von Neugeborenen. Heute gibt es immer noch beide Formen, die für Kinder, die eher ein Ritual für die Familie darstellt, und die für Erwachsene, die dem alten Ritual mit dem Fokus auf die eigene Entscheidung näherkommt. Als Sonderform kennt die Kirche noch die Nottaufe, bei der jeder Getaufte im Falle des Sterbens eines Nichtgetauften das Taufritual vollziehen darf.

b.      Ritual

Das Ritual selbst wird im Gemeindegottesdienst, im Falle der Kindertaufe häufig im Kreis der Familie durchgeführt. Besonders sinnvoll ist eine Erwachsenentaufe in der Osternacht. Nach einer entsprechenden Vorbereitung wird dem Täufling in einer eigenen Liturgie unter der Anrufung des dreifaltigen Gottes Wasser über das Haupt gegossen. Das steht für das ehemalige Untertauchen des ganzen Körpers. Die Namensgebung wird meistens mit dem Taufritual mitvollzogen. Nach der symbolischen Reinigung wird ein weißes Kleid als Zeichen des neuen Lebens in Christus angezogen. Die Taufkerze, die danach an der Osterkerze entzündet wird, soll die Weitergabe des Glaubens von Christus bis heute darstellen. Das Kind (der Erwachsene) wird danach mit Chrisam-Öl besiegelt, d.h. es wird ihm im Kreuzzeichen sowohl das Heil in der Liebe Gottes als auch die Gegenwart des Hl. Geistes zugesprochen. Im Effata-Ritus (das bedeutet "Öffnung") werden schließlich die Sinnesorgane gesegnet, damit der/die Getaufte von nun an Gott in dieser Welt besser wahrnehmen kann. Danach können auch die Anwesenden dem Neugetauften ein Kreuzzeichen als Zeichen der freudigen Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen auf die Stirne geben. Ausgewählte Texte aus der Bibel, Bitt- und Dankgebete und passende Lieder geben der Liturgie einen ausdeutenden, feierlichen Rahmen.

c.       Beziehungen

Die Taufe bringt bestimmte Beziehungsverhältnisse zum Ausdruck, die im Ritual neu definiert werden. So wurde z.B. dem Neugeborenen in antiken Traditionen in ähnlichen Ritualen seine Zugehörigkeit zur Familie vom Familienoberhaupt zugesprochen. Das Kind bzw. der Erwachsene wird aber nicht nur Teil einer konkreten Bezugsgruppe, sondern auch Teil einer Verheißungsgemeinschaft. Diese soll ja unter dem Zuspruch und dem Anspruch der Liebe Gottes so leben, dass die Welt entsprechend verändert wird. Der Auftrag wird also von Anbeginn an mitgegeben und betrifft nicht nur den Umgang unter den Getauften, sondern einfach mit der gesamten Schöpfung. Die Zugehörigkeit zum Christentum – die christlichen Kirchen anerkennen grundsätzlich die Taufe wechselseitig – grenzt also nicht nur ab von den anderen Weltvorstellungen, sondern soll auch in der Nachfolge Jesu entgrenzen und in der Frohbotschaft alle Menschen betreffen. Schließlich ist die Taufe ein Initial-Ritual, das einen bewussten Umgang mit dem Gott der Liebe markiert: Die Beziehung mit Ihm, wie sie in der Taufe gemeint ist, darf sich von nun an in ihrer Fülle ein Leben lang entfalten.